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0_1Das Universale Haus der Gerechtigkeit0_224. Mai 20010_3An die Gläubigen, die zu den Ereignissen aus Anlass der Vollendung der Projekte am Berg Karmel versammelt sind0_4Liebe Bahá’í-Freunde,1Einhundert und achtundvierzig Jahre sind vergangen seit jenem Augenblick, als in der Finsternis des Síyáh-Chál Bahá’u’lláh den Göttlichen Auftrag erhielt, sich zu erheben und allen auf Erden den Anbruch des Tages Gottes zu verkünden:2Wahrlich, Wir werden Dich durch Dich selbst und durch Deine Feder siegreich machen. ... Binnen kurzem wird Gott die Schätze der Erde offenkundig machen - Menschen, die Dir beistehen werden durch Dich selbst und durch Deinen Namen, durch welchen Gott die Herzen derer belebt, die ihn erkannt haben.3In historischen Zeiträumen ist es nur eine verschwindend knappe Zeitspanne, die zwischen jenem ersten Moment und diesem großartigen Sieg liegt, den wir diese Woche hier feiern. Sie, die Sie aus jedem Winkel der Erde und aus jedem Stamm der Menschheitsfamilie zusammengekommen sind, repräsentieren einen Querschnitt derer, die Bahá’u’lláh erweckt hat, Ihm beizustehen, und keiner von uns kann angemessen die Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, hier mit versammelt zu sein. 4Die majestätischen Gebäude, die nun entlang des für sie von Shoghi Effendi geplanten Bogens am Hang des Gottesberges stehen, sind zusammen mit den prachtvollen Terrassengärten, die den Schrein des Báb umrahmen, ein sichtbarer Ausdruck der ungeheuren Macht, die die Sache beseelt, der wir dienen. Sie legen zeitlos Zeugnis dafür ab, dass die Anhänger Bahá’u’lláhs erfolgreich die Grundlagen einer weltweiten Gemeinde gelegt haben, die sich über alle Unterschiede erhebt, welche die Menschheit spalten; sie bezeugen, dass sie die Hauptinstitutionen einer einzigartigen und unangreifbaren Gemeindeordnung ins Leben gerufen haben. Mit den Umgestaltungen, die auf dem Berg Karmel stattgefunden haben, tritt der Bahá’í-Glaube als eine sichtbare, unwiderstehliche Realität auf der Welt-Bühne hervor, als der Brennpunkt der Kräfte, die zu der von Gott verfügten Zeit den Wiederaufbau der Gesellschaft bewirken werden, und als mystische Quelle geistiger Erneuerung für alle, die sich ihr zuwenden.5Die Reflektion darüber, was die Bahá’í-Gemeinde vollbracht hat, macht uns schlagartig und erschütternd die Leiden und Entbehrungen bewusst, welche die große Mehrheit unserer Mitmenschen heimsuchen. Es ist notwendig, dass dies so geschieht; denn dadurch öffnen sich unser Verstand und unsere Seele für die große Tragweite der Sendung, mit der uns Bahá’u’lláh betraut hat. „Wisse wahrlich,“ so erklärt Er, „diese großen Heimsuchungen, die über die Welt gekommen sind, bereiten sie vor auf das Kommen der Größten Gerechtigkeit.“ „Gott sei gelobt!“, fügt ‘Abdu’l-Bahá hinzu, „Die Sonne der Gerechtigkeit ist über dem Horizont Bahá’u’lláhs emporgestiegen. Denn in Seinen Tablets wurden die Grundlagen für eine solche Gerechtigkeit gelegt, wie sie keine Vernunft von Anbeginn der Schöpfung an ersinnen konnte.“ Letztendlich ist es ist diese göttliche Zielsetzung, der all unsere Aktivitäten dienen, und wir werden in dieser Zielrichtung in dem Maße voranschreiten, wie wir begreifen, wie viel von unseren Bemühungen abhängt, den Glauben zu lehren, seine Institutionen zu errichten und zu festigen sowie seinen Einfluss auf das gesellschaftliche Leben zu verstärken.6Der drängenden Notlage der Menschheit wird man nicht begegnen können durch einen Wettkampf rivalisierender Ambitionen oder durch Proteste gegen diese oder jene der zahllosen Ungerechtigkeiten, die ein Zeitalter voller Verzweiflung befallen haben. Es bedarf vielmehr eines grundsätzlichen Bewusstseinswandels, einer uneingeschränkten Annahme der Lehre Bahá’u’lláhs, dass die Zeit gekommen ist, in der jeder Mensch lernen muss, Verantwortung für das Wohlergehen der gesamten Menschheit zu übernehmen. Die Hingabe an dieses revolutionäre Prinzip wird die Gläubigen und die Bahá’í-Institutionen immer mehr befähigen, in anderen das Wissen um den Tag Gottes und die latenten geistigen und moralischen Fähigkeiten wach zu rufen, die diese Welt verwandeln können. Wir legen diese Hingabe, wie uns Shoghi Effendi sagt, durch unsere moralische Rechtschaffenheit im Verhalten anderen gegenüber an den Tag, durch die Beherrschung unserer niederen Natur und durch unser völliges Freisein von solchen Vorurteilen, wie sie ein geeintes Handeln in der Gesellschaft um uns herum behindern und positive Impulse in Richtung auf Veränderung zunichte machen.7Die Maßstäbe, die der Hüter darlegte, gelten für die gesamte Bahá’í-Gemeinde, sowohl in Bezug auf ihr Leben als Gemeinschaft als auch auf das persönliche Leben. Sie sind indes von besonderer Tragweite für die Bahá’í-Jugendlichen, die gesegnet sind mit den beneidenswerten Vorzügen eines großen Maßes an Energie, Flexibilität im Denken, und großer Bewegungsfreiheit. In der Welt, die die Bahá’í-Jugend erbt, sind die Ausbildungschancen sowie die wirtschaftlichen und anderen grundlegenden Möglichkeiten äußerst ungerecht verteilt. Die Bahá’í-Jugend darf sich nicht durch solche Barrieren entmutigen lassen. Es ist ihre Herausforderung, den tatsächlichen Zustand der Menschheit zu erfassen und untereinander dauerhafte geistige Bande zu schmieden, die sie nicht nur von rassischen und nationalen Spaltungen, sondern auch von sozialen und materiellen Barrieren befreien und die sie befähigen werden, das weiter zu tragen, was ihr anvertraut ist.8Bahá’u’lláh ermutigt uns, von der Jugend Seiner Gemeinde eine viel frühere Entwicklung zur Reife zu erwarten als dies für den Rest der Gesellschaft kennzeichnend ist. Zweifellos vermindert dies in keiner Weise die Bedeutung, die der Ausbildung, wirtschaftlichen Notwendigkeiten oder familiären Verpflichtungen zukommt. Es bedeutet, dass die Bahá’í-Jugend Verantwortung für die moralische Führung bei der Umgestaltung der Gesellschaft übernehmen kann – und dazu ermutigt werden sollte. Um diese Feststellung zu unterstreichen, rufen wir die Erinnerung an denjenigen ins Gedächtnis, dessen Schrein heute den Berg Gottes im Lichterglanz hat erstrahlen lassen und die Erinnerung an jene Schar jugendlicher Helden und Heldinnen, die mit geistiger Größe und Selbstaufopferung die Aufgabe, der wir dienen, in Angriff nahmen.9Das Ereignis, das wir heute feierlich begehen, rückt zwei paradoxe Gegebenheiten in den Mittelpunkt. Innerhalb des Glaubens selbst kündet das Wachstum der Kräfte der Bahá’í-Gemeinde einen großen Schub nach vorne an, wofür Anzeichen bereits überall sichtbar sind. Wie Shoghi Effendi mehrmals betonte, wird dieser Fortschritt unvermeidlich eine sogar noch heftigere Opposition als jene hervorrufen, die der Sache bisher begegnet ist – eine Opposition, die im Gegenzug stärkere Kräfte freisetzen wird, welche für die immer noch größeren Herausforderungen notwendig sind, die vor uns liegen.10Die Welt, in der unsere Bemühungen stattfinden, ist gleichfalls tiefgreifenden Veränderungen unterworfen. Auf der einen Seite bestätigt das dichte Netzwerk von Einrichtungen und Einzelpersonen, die Verständnis und Zusammenarbeit unter den verschiedenen Völkern fördern, immer stärker die wachsende Einsicht darin, dass die „Erde .. nur ein Land [ist], und alle Menschen .. seine Bürger“. Auf der anderen Seite ist gleichermaßen offensichtlich, dass die Welt eine Periode sozialer Lähmung, Tyrannei und Anarchie durchläuft; eine Periode, die geprägt ist durch weitverbreitete Vernachlässigung staatlicher wie persönlicher Verantwortung, deren letztliche Konsequenzen niemand auf der Welt voraussehen kann. Die Folge beider Entwicklungen wird sein, wie Shoghi Effendi aufgezeigt hat, dass in den Herzen unserer Mitmenschen eine Sehnsucht nach Einheit und Gerechtigkeit geweckt wird, die nur durch die Sache Gottes erfüllt werden kann.11Ein langer und mühsamer Prozess des Bemühens, des Experimentierens und des Aufbaus haben zu den Siegen geführt, die unsere Herzen zu Beginn eines neuen Jahrhunderts erheben. Durch das sich rasch ausbreitende System der Institute und durch die Energie, die überall in regionale Wachstumsstrategien investiert wird, hat die Bahá’í-Gemeinde schnell gelernt, aus dem Erreichten Nutzen zu ziehen. Wie tief auch die Düsternis sein mag, welche die Welt einhüllt - noch nie sah die Zukunft für den Fortschritt der Sendung Bahá’u’lláhs so vielversprechend aus. Wir, die die Ehre haben, diese Woche hier versammelt zu sein, bezeugen mit eigenen Augen wie sich jene Worte zu erfüllen beginnen, die vom Herrn der Heerscharen vor über einem Jahrhundert auf diesem Berg offenbart wurden, Worte, die jedes Atom der Erde in Schwingung versetzen: „Wahrlich, dies ist der Tag, da Land und Meer frohlocken über diese Verkündigung, der Tag, für den aufbewahrt wurde, was Gott aus einer Großmut, die jenseits der Fassungskraft des sterblichen Verstandes oder Herzens liegt, zu offenbaren bestimmt hat.“12Solch ein Privileg bringt eine ebenso große Verantwortung mit sich; die Verantwortung, das unsrige zu tun - was auch immer das Opfer oder die Schwierigkeit sein mag - um sicherzustellen dass die brennende Sehnsucht, die Bahá’u’lláh zu jener historischen Gelegenheit äußerte, sich erfülle: „O wie sehne Ich Mich, jedem Ort des Erdkreises die frohe Botschaft dieser Offenbarung zu verkünden und sie in jede seiner Städte zu tragen, einer Offenbarung, zu der das Herz des Sinai hingezogen wurde, und in deren Namen der Brennende Busch ruft: ’Gottes, des Herrn der Herren, sind die Reiche der Erde und des Himmels!’“13Mit dankbarer Inbrunst werden wir an der Heiligen Schwelle dafür beten, dass Bahá’u’lláh Ihre Bemühungen auf dem Weg zur Erlösung der Menschheit und der Heilung ihrer Krankheiten segnen und bestätigen möge.14Mit liebevollen Bahá’í-Grüßen14_5[gezeichnet: Das Universale Haus der Gerechtigkeit]
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